Musterbetriebsbesichtigung: Das Modell vielseitige Ausbildung auf dem Hof Schulze-Niehues

IMG 20240116 WA0013

Von Links: Lianne Dagan, Veronique Breidert und Christoph Wörner besuchen den FN-Haptsitz in Warendorf auf dem Weg zum Hof Schulze Niehues.

 

Das Vielseitigkeitsreiten in Hessen attraktiver machen- dieses Ziel setzte sich das Team des Hessischen Vielseitigkeitsforums.

Nach einer erfolgreichen ersten Veranstaltung mit Lehrgängen, Seminaren und Podiumsdiskussionen rund um die vielseitige Ausbildung und das vielseitige Reiten im vergangenen März geht das Hessische Vielseitigkeitsforum vom 24. Bis 25. Februar 2024 in die zweite Runde. Bereits im Nachgang des ersten Forums wurde ein großes Interesse der Pferdesportler und auch der Nichtreiter an vielseitigem Reiten, und besonders am Geländereiten, festgestellt. Jedoch ist die vielseitige Ausbildung nur in einzelnen hessischen Vereinen und Betrieben ein fester Bestandteil des Kundenangebots. Hinzu kommt von Seiten der Stallbetreiber, dass das Errichten und Erhalten von Geländeparcours-, oder Hindernissen oft eine große Herausforderung darstellt. Somit sollen in Zukunft sogenannte Musterbetriebe als eines von zwei Arbeitsprojekten aus dem Workshop Ausbildung benannt werden, welche als Informationsquellen und Anschauungsobjekte dienen sollen, um den Vielseitigkeitssport in Hessen systematisch ansprechender und zugänglicher zu gestalten. Das zweite Arbeitsprojekt aus dem ersten VS-Forum ist die Erarbeitung einer Kurzausbildung für die Position eines Geländekoordinators (XC-Koordinators) für Pferdesportvereine. Dieser soll Ansprechpartner für alle Anliegen rund ums Geländereiten wie Ausritte, Ausrüstung bis hin zu Trainingsmöglichkeiten in Hessen sein. Personen in dieser Position sollen als Multiplikatoren für die vielseitige Ausbildung von Pferden und Reitern auf vereinsebene fungieren.

IMG-20240116-WA0000.jpg

Das VS-Musterbetriebe-Team in der Besprechung nach der Betriebsführung.

 

Um sich auf diese neuen Projekte vorzubereiten und Inspiration für deren genaue Gestaltung zu sammeln, begann für Christoph Wörner (Ausschuss Vielseitigkeit PSVH), Lianne Dagan (Geschäftsstelle PSVH), Verena Laufer (RFV Hünfeld), Veronique Breidert (Hofgut Gravenbruch), Michaela Messerschmidt (Reiterhof Messerschmidt), sowie Yvonne Kirschbaum-Brill und Andreas Rogocz (Hessisches Landgestüt Dillenburg) früh morgens am 16. November 2023 ein Tagesausflug zur Reitanlage der Familie Schulze-Niehues. Frank Ziska (Reitverein Wanfried) war die Teilnahme aus betrieblichen Gründen verhindert.

Der Hof Schulze Niehues befindet sich in Freckenhorst, ungefähr dreizehn Autominuten von der Geschäftsstelle der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und dem Gelände des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei entfernt und ist in ganz Deutschland als Vorreiter im Bereich vielseitige Ausbildung von Pferd und Reiter bekannt. Als FN- zertifizierte Fachschule Reiten bietet der Hof ein breit gefächertes Angebot an Reit-, Longier- und Bodenarbeitslehrgängen, sowie Freizeiten für Schulklassen, Familien und Menschen mit Handicap an. Hier hatten sich Ludger Schulze Niehues, sein Sohn Jan Schulze Niehues und ihr Ausbilder-Team bereiterklärt, den hessischen Vielseitigkeitsfans einen Einblick in das Konzept ihres Reitstalls zu geben.

Halle_Schulze_Niehues.jpg

Die große Halle: 30 x 80 m

 

Safety first: Der Trend zum „sicheren“ reiten

Bei einer ausführlichen Führung über das beeindruckend weitläufige Hofgelände stand neben dem Vielseitigkeits-parcours, der Wellenbahn und der Geländestrecke besonders die große 30 x 80 m Reithalle im Fokus. Im Gespräch mit Pferdewirtschaftsmeister Jan Schulze Niehues wurde schnell deutlich, dass Ausbilder und Reiter gleichermaßen von der geräumigen Halle profitieren. „Der Trend, den wir bei unseren Kunden beobachten können, geht immer mehr zum sicheren Reiten“, erklärt der 28-Jährige. Immer weniger Kunden wagen sich an die Wellenbahn oder gar den Vielseitigkeitsparcours heran; mittlerweile ist letzterer sogar eingezäunt. Unebene Untergründe und Sprünge im Freien werden bereits als Risiken eingestuft. Somit wird die Große Reithalle zunehmend genutzt, um Reiter in einem geschlossenen, sicheren Umfeld an das Überwinden von Geländehindernissen zu gewöhnen, oder auch um, Galopptraining auf längeren Strecken für mehr Gleichmaß und Kondition zu absolvieren. Laut Jan Schulze Niehues entdecken so viele Reiter das vielseitige Reiten für sich und finden mit der Zeit den Mut, sich auch auf dem Außengelände einfachen Hindernissen zu stellen.

IMG-20240116-WA0002.jpg  IMG 20240116 WA0010

Verschiedene mobile und modifizierbare Hindernisse.

IMG-20240116-WA0001.jpg

 

Vielseitig- auch vom Boden aus!

Ein weiterer Baustein im Konzept des Teams Schulze Niehues für einen erfolgreichen Start in das Vielseitigkeitsreiten ist die Bodenarbeit. Seit einiger Zeit zählen Bodenarbeitskurse- und Abzeichen zu den populärsten Angebotspunkten auf dem Hof. „Wie die Leute ihre Freizeit mit ihren Pferden gestalten wird immer individueller“, bemerkt Jan Schulze Niehues. Somit wird das Reiten im Verhältnis zu anderen Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Pferd immer geringer. Mit der Bodenarbeit können nicht nur Grundlagen, wie der Einsatz der eigenen Körpersprache und deren Einfluss auf das Verhalten des Pferdes geübt werden; auch „zu Fuß“ können Mensch und Pferd gemeinsam im Freien einen abwechslungsreichen Hindernisparcours oder einen Wassergraben in allen Gangarten erkunden und gemeinsam überwinden. Hinzu kommt, dass dem Pferdebesitzer die Bewegungsabläufe seines Partners bei aktiver Beobachtung beispielsweise an einem steilen Hang besser ersichtlich werden. Später kann im Sattel die eigene Einwirkung entsprechend angepasst werden. 

Durch die Zusammenarbeit mit einer örtlichen Schreinerei war es Ludger Schulze Niehues ebenfalls möglich, eine Vielzahl von flexiblen Geländehindernissen zu bauen. Viele der naturbelassenen Sprünge sind simpel aus Baumstämmen konstruiert und sind beispielsweise mit Kunstrasen aufgewertet worden.

Sie sind höhenverstellbar und können in Kombination mit anderen Hindernissen genutzt und erweitert werden. Folglich besteht auch hier die Möglichkeit, je nach Leistungsstand von Pferd und Reiter Anpassungen zu machen.

Für die hessischen Betriebsbesitzer und die Teammitglieder des Vielseitigkeitsforums waren diese Einblicke aus privater, als auch aus wirtschaftlicher Sicht mehr als wertvoll. Zuletzt trat die Gruppe nach einer abschließenden Kaffee- und Diskussionsrunde mit vielen Ideen und Eindrücken bereichert den Heimweg an.

Die genauen Aufgaben der Musterbetriebe in Hessen und was sich deren Betreiber von Verband und FN für den weiteren Ausbau des Angebots rund um das vielseitige Reiten und Ausbilden wünschen, werden neben den weiteren Auswertungspunkten des ersten Forums im Rahmen des Hessischen Vielseitigkeitsforums 2.0 am Sonntag, den 25.02.2024 auf dem Hessischen Landgestüt in Dillenburg von Projektleiter Christoph Wörner vorgestellt.

 

Sie sind in einem Verein tätig und wollen die vielseitige Ausbildung und besonders die Geländeausbildung von Pferd und Reiter implementieren oder weiter fördern? 

Dann nehmen Sie an unserer Umfrage zu den Infomations- und Unterstützungsbedürfnissen hessischer Vereine im Hinblick auf vielseitige Ausbildung und Geländereiten teil:

https://forms.office.com/Pages/ResponsePage.aspx?id=Imsst8T6JUGXDLn1NeO4PMYny4IacEFLowXeqghfG6BURUxSVzNZTzlGN0hXSVk1NE5XUk5NOU5UTS4u

 

 

Alle Infos zum Hessischen Vielseitigkeitsforum finden Sie hier


Aktuell

Please publish modules in offcanvas position.