EM Vielseitigkeit: Jérôme Robiné holt mit deutschem Team Gold

Das Goldteam von Blenheim: Michael Jung mit fischerChipmunk FRH, Jérôme Robiné mit Black Ice, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch und Libussa Lübbeke mit Caramia. Foto (c) Lafrentz

Das Goldteam von Blenheim: Michael Jung mit fischerChipmunk FRH, Jérôme Robiné mit Black Ice, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch und Libussa Lübbeke mit Caramia (von links).
Foto (c) Stefan Lafrentz
 
Das deutsche Vielseitigkeitsteam hat bei den Europameisterschaften im Heimatland der Vielseitigkeitsreiterei, im britischen Blenheim, eine starke Leistung gezeigt und erstmals nach 2019 wieder die Goldmedaille gewonnen. Mit dabei auch der gebürtige Hesse Jérôme Robiné. Darüber hinaus konnte sich Michael Jung mit fischerChipmunk FRH die Silbermedaille in der Einzelwertung sichern. Einzelreiter Calvin Böckmann belegte bei seiner EM-Premiere Platz vier.
 
Schon in der Dressur hatte das deutsche Team gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Malin Hansen-Hotopp (Gransebieth) mit Carlitos Quidditch und EM-Debütantin Libussa Lübbeke (Warendorf) mit der Hannoveraner Stute Caramia eröffneten mit starken Ritten und brachten Deutschland an die Spitze. Der dreimalige Olympiasieger Michael Jung (Horb) setzte mit dem Hannoveraner fischerChipmunk FRH das Ausrufezeichen und übernahm mit nur 18,3 Minuspunkten die Führung in der Einzelwertung. Auch Jérôme Robiné (Warendorf) und Black Ice präsentierten sich souverän. Solide Leistungen im Viereck zeigten auch die beiden Einzelreiter EM-Debütant Calvin Böckmann (Warendorf) mit The Phantom of the Opera und Nicolai Aldinger (Egestorf) mit dem Holsteiner Timmo. Nach Abschluss der Dressur lag Deutschland knapp vor Gastgeber Großbritannien und Frankreich.
 
Nervenstärke im Gelände
Im Gelände am Samstag stellten die deutschen Reiterinnen und Reiter ihre Nervenstärke unter Beweis. Über die 5.800 Meter lange Strecke mit 31 Hindernissen im Park des Blenheim Palace gelang allen sechs Startern eine Runde ohne Hindernisfehler. Die erlaubte Zeit von 10 Minuten und 1 Sekunde konnte allerdings von keinem Reiter eingehalten werden – Zeitfehler sammelten alle, auch die Spitzenpaare. Damit ging Deutschland mit 113,7 Minuspunkten und einem Vorsprung von 37 Minuspunkten vor Irland und der Schweiz ins abschließende Springen. Besonders bitter war der Geländetag hingegen für die favorisierten Gastgeber aus Großbritannien, die als Olympiasieger im eigenen Land mit hohen Erwartungen an den Start gegangen waren. Von den vier britischen Teamreitern beendeten nur zwei den Geländeritt. Auch Frankreich musste Rückschläge hinnehmen und fiel in der Mannschaftswertung aus dem Medaillenrang auf Platz vier zurück.
Die guten Geländerunden der deutschen Paare wirkten sich nicht nur auf das Team, sondern auch auf deren Einzelwertung aus. Nach Dressur und Geländeritt fanden sich vier deutsche Paare unter den Top Ten, darunter Einzelreiter Calvin Böckmann, der mit The Phantom of the Opera die schnellste Runde überhaupt zeigte und damit auf Rang vier aufrückte. Michael Jung musste seine Spitzenposition allerdings an die Britin Laura Collett mit dem Holsteiner London abgeben, die etwas schneller als er im Gelände unterwegs war. Mit einem Abstand von nur 1,7 Minuspunkten trennte die beiden allerdings kein Abwurf voneinander.
 
Spannendes Springen
Im entscheidenden Springen wurde es damit noch einmal richtig spannend. Komplett fehlerfreie Runden waren nicht sehr üppig gesät. Darüber hinaus war die Zeit – wie schon im Gelände – knapp bemessen und provozierte neben Hindernisfehlern zusätzliche Strafpunkte für deren Überschreitung. Als einzigem deutschen Teamreiter gelang es Michael Jung, seinen Chipmunk ohne weiteren Strafpunkt ins Ziel zu reiten und sein Ergebnis aus Dressur und Gelände zu erhalten.
 
Dennoch war den Deutschen der Sieg dank des komfortablen Vorsprungs von 37 Minuspunkten nicht zu nehmen. Denn auch Jérôme Robiné und Black Ice mussten nur einen Abwurf hinnehmen, benötigten allerdings eine Sekunde länger als erlaubt.
 
Malin Hansen-Hotopp machte es mit Quidditch nach einem perfekten Beginn spannend. Nach einem Fehler in der zweifachen Kombination war sie kurz abgelenkt, sodass sie schließlich mit 6,8 Minuspunkten ins Ziel kam.
 
Angesichts dieser Ergebnisse spielte es keine Rolle, dass Libussa Lübbeke und Caramia als erste Starter aus dem deutschen Team drei Abwürfe hinnehmen mussten, denn jedes Viererteam hat ein Streichergebnis frei. Mit einem Endstand von 124,9 Minuspunkten gab es Gold für die deutsche Mannschaft vor Irland (161,9) und den Franzosen (167,5), die mit vier fehlerfreien Ritten und nur ein paar Zeitfehlern ihr Geländeergebnis ausgleichen konnten.
 
Und noch eine Medaille
Es blieb für die Deutschen nicht bei der Teammedaille. In der Einzelwertung landete Michael Jung, der zwischen 2011 und 2015 dreimal in Folge mit drei verschiedenen Pferden den Titel holte, dank seiner Nullrunde auf dem Silberrang. Denn auch die führende Britin Laura Collett ließ mit London alle Stangen liegen und tröstete die Gastgeber mit Einzelgold über das enttäuschende Abschneiden des Teams hinweg. Ebenso ihr Olympia-Teamkollege Tom McEwen, der mit JL Dublin seinen dritten Platz nach Dressur und Gelände behaupten konnte.
 
Eine Topleistung zeigten auch die beiden deutschen Einzelreiter. Calvin Böckmann (24 Jahre) bewies als jüngster Deutscher nicht nur gute Nerven, sondern spielte auch seine Erfahrung als routinierter Springreiter aus. Er beendete seine EM-Premiere ohne Fehl und Tadel und belegte mit insgesamt 36,5 Minuspunkten den vierten Platz. Und auch Nico Aldinger gelang ein gewaltiger Sprung nach vorne. Nur eine Sekunde fehlte ihm zur Nullrunde, womit er von Platz 23 nach der Dressur und Platz 15 nach dem Gelände schließlich auf Platz 13 in der EM-Wertung vorrückte (52,3).
 
Zum zweiten Mal in den Top Ten konnte Jérôme Robiné eine EM beenden. Mit 48,0 Minuspunkten wurde er Achter, dicht dahinter landete Malin Hansen-Hotopp mit 48,6 Minuspunkten auf Platz elf. Die ebenfalls erst 24-jährige Libussa Lübbeke beendete ihre EM-Premiere auf einem respektablen Platz 26.
 
Bundestrainer zieht Fazit
Bundestrainer Peter Thomsen zog ein hochzufriedenes Fazit: „Das war eine sehr geschlossene Mannschaftsleistung. Wir wussten, dass die Entscheidung im Gelände fällt – und da haben die Reiterinnen und Reiter Nervenstärke bewiesen. Dass wir am Ende hier in Blenheim mit diesem Ergebnis nach Hause gehen, ist ein großartiger Moment für unser Team.“ Und für Dr. Annette Wyrwoll, die in Blenheim ihre Premiere als Equipe-Chefin feierte: „Das war ein super Einstand, das kann so bleiben.“ Die nächste Gelegenheit gibt es 2026 bei der WM in Aachen. Peter Thomsen ist nach dieser EM positiv gestimmt: „Mit den Reiterinnen und Reitern können wir nächstes Jahr wirklich etwas erreichen.“  
 
 
fn-press/Bo/Hb

Aktuell

Please publish modules in offcanvas position.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.